Eis-Model 2 – 2023
In jedem Quartal wird aus dem Depot des Niederrheinischen Museums ein Objekt, seine Bedeutung und seine Geschichte vorgestellt, denn bekanntlich gibt es immer wieder Sehenswertes, das nur selten das Licht der Ausstellungen erblickt.
Dieses Quartal präsentiert das Museum einen Eis-Model in Gestalt einer Glockenblumenblüte. Der Model besteht aus einer Mischung aus Zinn und Blei und besitzt im geschlossenen Zustand eine Größe von 8,5 × 7,4 cm.
Dieser Blüten-Model wurde um 1900 hergestellt und präsentiert eine von vielen Varianten der damaligen Eis-Model. Neben Blumen gab es häufig auch Formen von Früchten und Tieren. Unser Eis-Model besteht aus drei Elementen, die im geschlossenen Zustand einen Hohlraum für die gewünschte Form bilden und durch Scharniere miteinander verbunden sind. Die Möglichkeit des Aufklappens ist dabei charakteristisch. Die Anzahl der Elemente kann je nach Gestalt und Größe der Form variieren.
Nach dem Befüllen des Models mit Eis wurden undichte Stellen mithilfe von Talg, Harz oder Wachs abgedichtet und der geschlossene Model in Papier gehüllt. Anschließend wurde er in einen Behälter mit Eis und Salz gelegt, wo er 2–3 Stunden lagern musste. Bevor die dekorative Nachspeise serviert werden konnte, wurde der gefrorene Model in warmes Wasser getaucht, um so das Herauslösen der Eisform im Inneren zu erleichtern. Mitunter wurde die fertige Eisform auch mit Lebensmittelfarbe bemalt und konnte je nach Anlass individuell gestaltet werden.
Die ersten Eis-Model in Europa lassen sich bis in das 18. Jahrhundert zurückverfolgen. Während die kalte Nachspeise anfangs noch dem Adel vorbehalten war, kamen in den darauffolgenden Jahrhunderten auch Bürger und schließlich ab 1900 das übrige Volk in den Genuss dieser figürlichen Kaltspeise.