Edikt 2 – 2021
In jedem Quartal wird aus dem Depot des Niederrheinischen Museums ein Objekt, seine Bedeutung und seine Geschichte vorgestellt, denn bekanntlich gibt es immer wieder Sehenswertes, das nur selten das Licht der Ausstellungen erblickt.
In preußischer Zeit wurden Edikte erlassen, die uns als Archivgut erhalten geblieben sind. Ein Edikt war in alten Zeiten – von der Römischen Antike bis in die Neuzeit – im Grunde eine öffentliche Bekanntmachung oder ein Gesetz, welche(s) Anwendung finden sollte und der rechtsprechenden Person Sanktionen bei Zuwiderhandlung ermöglichte.
Das Edict, dass den Hunden der sogenannte Toll-Wurm geschnitten werden soll. wurde am 20. Februar 1767 von Friedrich dem Großen erlassen und beim Königlichen Hofdrucker D. A. Funcke gedruckt. Das Papier selber zeigt Gebrauchsspuren, doch ist der innere Text gut zu lesen. So heißt es: Thun kund und fügen hiermit zu willen, wie Wir bereits vorhin verordnet haben, dass den Hunden der sogenannte Toll-Wurm unter der Zunge geschnitten werden soll, da noch kein durch die Erfahrung hinreichend bestätigtes Artzeney-Mittel wider den Biss toller Hunde, denen der Toll-Wurm nicht genommen worden, vorhanden, und einem jeden wissend ist, was für nachtheilige Würckung ein solcher Biss hat; …
Wie die aufgeführte Textstelle widerspiegelt, sind die medizinischen Erkenntnisse und Fortschritte im 18. Jahrhundert noch in den Kinderschuhen. Ähnliche Edikte finden in dieser Zeit Verbreitung. So auch Verordnungen zur Brandschutzverhütung und zu Pandemiebekämpfungen, die ebenfalls in Archiven vorzufinden sind und nicht erst seit dem 20. und 21. Jahrhundert relevant wurden. In der französischen Zeit als Reglements bezeichnet, waren sie auch hier am Niederrhein verbreitetet. Einige solcher Dokumente befinden sich ebenfalls im Bestand des Niederrheinischen Museums.
Zur Bekämpfung der Tollwut kamen vor allem im ländlichen Rheinland noch bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts sogenannte Hubertusschlüssel zum Einsatz. Was genau es damit auf sich hatte, erfahren Sie bei uns in der Dauerausstellung Handwerke des Körpers.