Theodor Rocholl und sein Motiv Mutter Ey

1909 malte Theodor Rocholl (1854 – 1933) das Gemälde von Johanna Ey (1864 – 1947), die zu dieser Zeit noch am Anfang ihrer Karriere als Kunstmäzenin und -sammlerin stand.

Seit 1882 lebte Johanna Ey mit ihrer Familie in Düsseldorf. Nachdem sie zunächst als Angestellte in einer Bäckerei arbeitete, eröffnete sie im Jahr 1907 eine eigene Bäckerei auf der Ratinger Straße 45. Die Nähe zur Kunstakademie sorgte für eine bunte Kundschaft an Studierenden, Professoren und Schauspielern. Johanna Ey knüpfte viele Kontakte und baute sich ein großes Netzwerk in der Düsseldorfer Kunstszene auf. Mitunter nahm sie statt Geld auch Bilder ihrer Kunden an, ohne jedoch jegliche Kunstkenntnisse besessen zu haben.

Nach dem Ersten Weltkrieg eröffnete Johanna Ey ihre Galerie „Junge Kunst – Frau Ey“ auf der heutigen Heinrich-Heine-Allee, die später zum Zentrum der 1919 gegründeten Künstlergruppe „Das Junge Rheinland“ werden sollte. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde der Großteil ihrer gesammelten Kunstwerke als „entartet“ bezeichnet und so musste Johanna Ey aufgrund der einhergehenden finanziellen Notlage ihre Galerie 1934 schließen.

Während des Zweiten Weltkriegs lebte sie bei ihrer Tochter in Hamburg und kehrte erst im Jahr 1945 nach Düsseldorf zurück, wo sie schließlich im Alter von 83 Jahren am 27.08.1947 starb. Aufgrund ihrer Förderung und fürsorglichen Unterstützung junger Künstler wurde ihr zu Lebzeiten auch der Titel „Mutter Ey“ gegeben.
Ihr großes Interesse am Theater und ihre Liebe zu Spanien zeigt sich in vielen ihrer Porträts von Künstlern wie Robert Pudlich oder Otto Dix, die Johanna Ey als Spanierin verkleidet abgebildet haben. Der Großteil dieser Werke entstand in den 1920er Jahre, weshalb sie in dieser Zeit auch als die „meistgemalteste Frau Deutschlands“ betitelt wurde.

Ausgestattet mit einem traditionellen spanischen Schleier, einem Kamm und auch Fächer posiert sie neben Künstlerfreunden wie Jupp Rübsam oder liegt schlafend auf einer Recamiere. In Rocholls Gemälde präsentiert sich Johanna Ey zwar nicht in spanischer Kleidung, aber dennoch selbstbewusst und demonstriert bereits ihren Sinn für Kultur und für die Inszenierung ihrer Person.