Dr. Georg und Eva Ratermann – Ihre Geschichte
Georg Ratermann wurde im Jahr 1923 geboren und stammte aus Löningen, aus dem Norden Deutschlands. Im Zweiten Weltkrieg wurde er als Panzerfahrer einberufen und kam traumatisiert aus diesem Krieg zurück. Er soll unter anderem in der Schlacht im Hürtgenwald eingesetzt worden sein und war Zeuge von Kämpfen, die als die schwersten der US Army gelten.
In Mülheim an der Ruhr war er als Zahnarzt in seiner eigenen Praxis tätig. Er besaß eine Schwester, die in Kevelaer lebte und die er zusammen mit seiner Frau regelmäßig besuchte. Nach Aussage seines Neffen war er aber eher menschenscheu und lebte gerne zurückgezogen. Er verstarb im Jahr 2000.
Eva Ratermann wurde ebenfalls 1923 mit dem Nachnamen Müller geboren. Ihr Vater Heinrich Müller verstarb bereits zwei Jahre nach ihrer Geburt und so heiratete ihre Mutter Claire den Möbelhändler Heinrich Leimkühler, der Eva in Duisburg Homberg großzog. Dort ging sie zur Schule und machte später eine Ausbildung zur medizinisch-technischen Assistentin in Heidelberg. Sie selbst berichtete, dass sie ihren Arbeitsdienst während des Zweiten Weltkrieges in Tübingen absolvierte und bei ihrer Rückkehr ins Ruhrgebiet im elterlichen Einrichtungshaus aushalf.
Ihren Mann lernte sie über eine Zeitungsanzeige kennen. Beide heirateten um das Jahr 1950 und zogen kurze Zeit später nach Mühlheim an der Ruhr. Sie erzählte, dass sie ihren Mann jeden Tag zur Arbeit gefahren habe. Ihre Freizeit nutzte sie, um Trödelmärkte, Antiquitätenläden, Galerien und auch Museen zu besuchen. Dieses Interesse an Kunst soll sie von ihrem Vater gehabt haben, der mit ihr und ihrem Halbbruder Wilhelm regelmäßig Künstler*innen und Museen besuchte. Mit Hans Grothe, Bauunternehmer, Kunstsammler und ehemaliger Schulfreund des Ehepaares, teilten sie ihre Leidenschaft für die Kunst.
Eines der ersten großen Bilder in ihrer Sammlung war, laut des Neffen, das Werk von Josef Scharl „Das Foyer / Der babylonische Turm“. Der heutige Blick auf die Sammlung zeigt deutlich, dass sie intuitiv Bilder erwarben und keinen Schwerpunkt in ihrer Sammlung verfolgten. Die Provenienz zahlreicher Bilder ist auf die Galerie Poll in Berlin zurückzuführen, wo das Ehepaar berufliche Verpflichtungen hatte.
Solange es Eva Ratermann gesundheitlich möglich war, besuchte sie das Niederrheinische Museum, in dem sie ihre Sammlung nach ihrem Tod wissen wollte. Die genauen Beweggründe, weshalb Frau Ratermann das Niederrheinische Museum als Aufbewahrungsort auswählte, kann nur durch mündliche Überlieferung vermutet werden. So heißt es, dass andere Museen nur einzelne Werke übernehmen wollten, sie jedoch nach einem Ort suchte, wo die gesamte Sammlung einen Platz finden sollte.
So ist es dann im Jahr 2021 gekommen, dass die Sammlung der Eheleute Ratermann nach Kevelaer kam. Das Niederrheinische Museum stellt aktuell erst einen Teil der Sammlung aus. Die restliche Sammlung Ratermann wird im Hintergrund weiter aufgearbeitet, um sie zu einem späteren Zeitpunkt der Öffentlichkeit präsentieren zu können.
Neben besonderen Einzelwerken beinhaltet die Sammlung auch Trödelmarktfunde, die vermutlich nicht aufgrund ihres Wertes erworben wurden, sondern aufgrund dessen, dass die Eheleute Ratermann ein persönlichen Gefallen an ihnen gefunden hatten.