Blick ins Depot
In jedem Quartal wird aus dem Depot des Niederrheinischen Museums ein Objekt, seine Bedeutung und seine Geschichte vorgestellt, denn bekanntlich gibt es immer wieder Sehenswertes, das nur selten das Licht der Ausstellungen erblickt. In diesem Quartal präsentieren wir euch einen sogenannten Bartmannkrug. Den Hals dieses aus Frechener Steingut hergestellten Krugs ziert das Bild des namengebenden bärtigen Mannes. Der hier gezeigte kugelbauchige Krug ist 22,5 cm hoch und hat einen Durchmesser von 18 cm. Er ist dunkelbraun glasiert, und zusätzlich zu der Bartmann-Darstellung ziert ihn das Territorialwappen der Herzogtümer Jülich, Kleve, Berg, Mark Ravensberg und Moers in dreifacher Ausführung. Der Krug kann wohl durch die Zusammensetzung des abgebildeten Wappens in die erste Hälfte des 17. Jahrhunderts datiert werden.
Bartmannkrüge wurden vom 16. bis ins 18. Jahrhundert vorrangig im Rheinland, teilweise aber auch im Westerwald und vereinzelt im heutigen Ostdeutschland hergestellt. Der größte und am längsten besetzte Produktionsort war hierbei Frechen, doch auch im nahgelegenen Köln wurden zahlreiche Krüge produziert. Die rheinischen Krüge wurden in hohen Zahlen weltweit exportiert. So findet man Bartmannkrüge in den Niederlanden, auf den britischen Inseln, an den Ostküsten Nordamerikas und in Afrika. Sie wurden als Trink- und Schankgefäß verwendet.
Dem Motiv des Bartmanns konnte bis heute keine feste Bedeutung zugeschrieben werden. Die Theorien dazu reichen von einer einfachen Dekoration, die durch die Form des Kruges an einen bauchigen Mann erinnern soll, bis zur Interpretation des Bartmanns als Gottvater oder als eine historische Figur. Doch auch in diesem Punkt gehen die Deutungsansätze weit auseinander. So ist ein Vorschlag beispielsweise, dass der Bartmann mit dem italienischen Kardinal Roberto Bellarmino zu vergleichen ist (daher die englische Bezeichnung der Krüge als „bellarmine jugs“).