Blick ins Depot

In jedem Quartal wird aus dem Depot des Niederrheinischen Museums ein Objekt, seine Bedeutung und seine Geschichte vorgestellt, denn bekanntlich gibt es immer wieder Sehenswertes, das nur selten das Licht der Ausstellungen erblickt.

In diesem Quartal stellen wir euch ein Teleorama, auch Faltperspektive genannt, aus dem Jahr 1940 vor. Es wurde anlässlich des 500jährigen Gutenberg-Jubiläums von der Bauerschen Buchdruckerei in Mainz veröffentlicht. Das gefaltete Teleorama besitzt eine Größe von 10,2 × 14,2 cm und hat im auseinandergezogenen Zustand eine Länge von etwa 50 cm. Auf vier hintereinander folgenden Darstellungen des Grafikers Fritz Kredel (1900 – 1973) ist die Herstellung eines Buches mithilfe des von Johannes Gutenberg erfundenen Hochdruckverfahrens aus dem 15. Jahrhundert illustriert.

Das Teleorama besitzt eine Deck- und eine Rückseite. Beide Seiten lassen sich wie eine Harmonika auseinanderziehen und entfalten dabei vier durch Papierbahnen verbundene Darstellungen. Der Blick durch die runde Öffnung auf der Vorderseite ermöglicht die Durchsicht von dem vordersten bis zum hintersten Bild auf der Rückseite. Zu sehen sind Schriftgießer, Schriftsetzer, Drucker und Lektor vor dem Mainzer Panorama im Hintergrund. Die kulissenartige Anordnung der einzelnen zweidimensionalen Darstellungen führt zu einer dreidimensionalen Raumillusion.

Die Bezeichnung Teleorama leitet sich von den griechischen Wörtern tẽle (fern) und hórāma (Anblick) ab. Die ersten Teleoramas wurden in den 1820er Jahren durch den deutschen Kunsthändler und Verleger Heinrich Friedrich Müller (1779 – 1848) bekannt. Sie ähneln in ihrem Aufbau einem Papiertheater und in ihrer Funktion einem Guckkasten. Im 19. Jahrhundert erlangten Teleoramas große Beliebtheit als Souvenirs, da sie durch ihre Größe, ihr Material und durch die Möglichkeit des Faltens leicht zu transportieren waren. Der Wunsch eine virtuelle Realität (englisch: virtual reality) zu schaffen, existiert nicht erst seit der heutigen Zeit, sondern ist schon seit mehr als 300 Jahren ein faszinierendes Thema