Blick ins Depot
In jedem Quartal wird aus dem Depot des Niederrheinischen Museums ein Objekt, seine Bedeutung und seine Geschichte vorgestellt, denn bekanntlich gibt es immer wieder Sehenswertes, dass nur selten das Licht der Ausstellungen erblickt. Im Jahr 1770, in klassizistischer Zeit, entstand die hier gezeigte Radierung von Daniel Nikolaus Chodowiecki (1726 – 1801).
Er war ein bekannter und populärer deutscher Kupferstecher, Grafiker und Illustrator des 18. Jahrhunderts und stammte ursprünglich aus Polen. Er illustrierte unter anderem Werke von Lessing, Goethe und Schiller. 1801 verstarb er in Berlin und hinterließ ein umfangreiches Werk mit seiner Werkstatt, in der zahlreiche Künstler tätig waren. Die hier gezeigte Radierung ist auf der Vorderseite signiert mit D:Chodowiecki del & fecit. Auf der Rückseite zeigt sich handschriftlich der Titel und die Datierung des Blattes Gleichheit aller Stände im Jahr 1770 sowie die Bezeichnung Jacobi no. 60, ein Hinweis auf das Werkverzeichnis.
Die Darstellung ironisiert die Thematik, dass alle Menschen vor dem Tod gleich sind in besonderer Weise. So setzt der Künstler zentral ins Bild einen Sarkophag, auf dem die Personifikation des Todes auf einem liegenden Menschen thront. Auf diese prägnante Bildmitte laufen Menschen zu, die durch ihr Hab und Gut einem Stand zugeordnet werden können.
Doch der Tod unterscheidet eben nicht zwischen den unterschiedlichen Altern oder den Besitztümern. Die Radierung besticht durch ihren klar strukturierten Aufbau, der durch die gleichmäßig angeordneten Zypressen unterstützt wird.